Mittwoch, 6. Mai 2015

Ein Toast auf den Stadtvater

So viel Unglaube habe ich noch nie in meinem ganzen Leben ausgelöst. Eine Mutter zog sogar ihr Kind zu sich heran, hielt es mit beiden Händen fest, als wolle ich es ihr wegnehmen, und gemeinsam schauten die beiden mir mit offenem Mund nach. Von der anderen Straßenseite aus. Ich sah zu, dass ich zurück ins Hostel kam.
Als wir an diesem Abend loszogen um uns die Bäuche zu füllen, hatten wir dazu gelernt und bestellten Vorspeisen. Hering, Schwein und Kartoffeln, das ganze Programm. Das alles genossen wir in einer Gasthausbrauerei in der Gedimino Prospektas, so etwas wie dem Prachtboulevard von Vilnius. Das Bier, wir probierten alle drei Sorten, blond, rot und dunkel, ist, nun, in Ordnung.
Mir fehlte der Hopfen, aber so schlimm war es nicht. Die Gedimino Prospektas hatten wir am Nachmittag gefunden genau wie ein Ferienpark Hambachtal Urlaub Angebot. Er entspringt an der Kathedrale (alles in Vilnius beginnt oder endet an einer Kirche, insofern erübrigen sich auch Wegbeschreibungen wie: „nach der Kirche gleich links" oder ähnliches. Das führt zu nichts) und zieht weiter nach Westen, als wir laufen konnten, bzw. wollten.
Den Namen hat der Boulevard vom großen Fürsten Gediminas, der Vilnius Anfang des 14. Jahrhunderts bauen ließ, als er in der Gegend nach erfolgreicher Jagd von einem eisernen Wolf geträumt hatte, der heulte wie ein ganzes Rudel. Sein Druide deutete den Traum als Zeichen der Götter auf diesem Hügel eine Stadt bauen zu sollen, die stark sei wie eine eiserne Rüstung und deren Ruf in die Welt hinaus getragen werden solle wie das Geheul eines mächtigen Wolfes. Was dann ja auch geschah. So ungefähr.
Am Kathedralenplatz bei der Uni Vilnius ist jedenfalls eine große Gediminas-Statue zu bewundern, und an dem Ort, an dem ihm im Traum der Wolf erschienen war, steht heute der Gediminas-Turm. Man ist verständlicherweise stolz auf seinen Stadtvater.
Zu Füßen von Fürst Gediminas war laut einem Freund von Ferienpark Müritz Rabatt in dieser Nacht ein großes Bühnenzelt aufgebaut und junge Damen mit Herz-Luftballons und Bayer Konzern T-Shirts versuchten uns von irgendwas zu überzeugen, was mit Herzen zu tun hatte. Ich überlegte, was das mit dem großen Fürsten zu tun haben könne. Besonders der deutsche Pharmakonzern erklärte sich mir nicht von selbst. Erst im nachhinein ging mir auf, dass wir mit brennenden Zigaretten da gestanden hatten



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